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Immuntherapie bei Krebs: Lächelnde Patientin mittleren Alters und Krankenschwester im blauen Kittel.

Immunonkologische Therapie

Eine Krebsdiagnose ist für die meisten Patient:innen ein großer Schock. Doch medizinische Fortschritte ermöglichen regelmäßig neue Behandlungsmethoden mit teils vielversprechenden Prognosen.

Eine dieser Krebstherapien ist die Immuntherapie oder immunonkologische Therapie. Sie ist eine moderne Behandlungsmethode, die bereits bei mehreren Krebserkrankungen angewendet wird. Durch sie soll das körpereigene Immunsystem wieder in die Lage versetzt werden, den Krebs aktiv zu bekämpfen.

Wie das funktioniert? Erfahren Sie es hier: 

1. Wie funktioniert die Immuntherapie bei Krebs?

Das körpereigene Immunsystem schützt uns nicht nur vor Infektionen, es kann auch ein Schlüssel im Kampf gegen Krebs sein. Die schlauen Helfer unseres Körpers sind dabei die T-Zellen, die Moleküle auf der Oberfläche von Krebszellen erkennen und sie angreifen.

Doch manche Krebszellen schaffen es, unser Immunsystem auszutricksen. Sie können sich als gesunde Zellen tarnen oder das Immunsystem sogar ausbremsen.

Entdecken Sie im Video, wie Krebszellen die Notbremsen unseres Immunsystems ausnutzen und wie Checkpoint-Hemmer dem entgegenwirken können.

Immunonkologie: Frau mit Kopfhörern im Sessel beim Podcast-Hören.

Im Immunsystem gibt es viele verschiedene Zellgruppen mit unterschiedlichen Aufgaben. Die sogenannten T-Zellen spielen eine zentrale Rolle, denn sie greifen Tumorzellen an. Doch manche Tumorzellen können diese „helfenden Hände“ aktiv abschalten. Im Interview erläutert der Onkologe Dr. Friedrich Overkamp, wie die immunonkologische Therapie hier helfen kann und für wen die Therapie geeignet sein kann.

2. Was sind die wichtigsten Ansätze der Immuntherapie bei Krebs?

Die Immuntherapie hat viele Gesichter – Lernen Sie jetzt mehr über einige der wichtigsten Ansätze:

Zytokine sind Botenstoffe, die die Kommunikation zwischen Zellen steuern. Sie sind für viele Prozesse in der Zelle wichtig, wie zum Beispiel für die Zellentwicklung und Zellvermehrung. Als Medikamente kommen sie jedoch selten zum Einsatz, da sie nur bei wenigen Krebserkrankungen und nicht bei allen Patient:innen wirken. 

Sogenannte Antikörper erkennen im Körper bestimmte, genau passende Zielstrukturen auf anderen Zellen – sogenannte Antigene. Die Antikörper können direkt an die Antigene auf der Oberfläche der Krebszelle binden und so z. B. gezielt in ihr Zellwachstum eingreifen.  In der Krebsmedizin finden Antikörper in der Diagnostik und der Therapie Verwendung: um herauszufinden, ob Krebszellen bestimme Antigene besitzen oder auch als Antikörper, die sich gegen ein bestimmtes Antigen richten. Diese werden monoklonale Antikörper genannt. Die meisten Immuncheckpoint-Hemmer sind auch Antikörper.

Das Immunsystem besitzt eine Art Notbremse – sogenannte „Kontrollpunkte“ oder Checkpoints. Diese Kontrollpunkte vermeiden, dass Immunzellen gesunde Zellen angreifen. Das nutzen manche Krebszellen aus. Immuncheckpoint-Hemmer blockieren diese Kontrollpunkte. So können Krebszellen das Immunsystem nicht mehr ausbremsen.

Auch an therapeutischen Impfstoffen wird geforscht. Die therapeutische Impfung ist von einer sogenannten „präventiven“ Impfung zu unterscheiden: Bei letzterer soll durch die Impfung die Infektion mit bestimmten Viren verhindert werden, von denen bekannt ist, dass die das Risiko für die Entstehung einer bestimmten Krebsform erhöhen.

Bei der therapeutischen Impfung gegen Krebs soll die körpereigene Abwehr durch den Impfstoff dazu veranlasst werden, Antigene auf den Tumorzellen zu erkennen und den Tumor zu bekämpfen. Das kann z.B. eine Impfung mit Antigenen des jeweiligen Tumors sein, oder ein mRNA-Impfstoff, der die Information für die Bildung dieser Antigene enthält, ähnlich wie bei einigen der COVID-19-Impfstoffe.

Bereits seit Jahren wird der Erreger Bacillus Calmette-Guerin (BCG) als Immuntherapie bei Blasenkrebs eingesetzt. Dazu wird der Erreger BCG nach Entfernung des Tumors verabreicht, um eine Immunantwort anzuregen und so das Wiederauftreten von Blasenkrebs zu verhindern.

Eine weitere moderne und innovative Therapie ist die CAR-T-Zell-Therapie bei bestimmten Blut- bzw. Lymphdrüsenerkrankungen. Hierbei werden körpereigene T-Zellen entnommen und gentechnisch so verändert, dass sie die Tumorzellen erkennen und bekämpfen können.

Vielversprechende Ergebnisse können in manchen Fällen auch sogenannte Kombinationstherapien liefern. So können beispielsweise die Immuncheckpoint-Hemmer bei bestimmten Tumoren in Kombination mit anderen Wirkstoffen wie der Chemotherapie bzw. moderne zielgerichtete Therapien eingesetzt werden.

Bei bestimmten Krebserkrankungen kann die immunonkologische Behandlung darüber hinaus auch unterstützend – adjuvant bzw. neoadjuvant – angewendet werden. Eine adjuvante Behandlung soll Krebszellen, die möglicherweise nach der Operation im Körper verblieben sind, bekämpfen. Dadurch soll ein Wiederauftreten der Krebserkrankung (Rezidiv) nach der Operation verhindert oder hinausgezögert werden. Ziel einer neoadjuvanten Therapie ist es, den Tumor bereits vor einer Operation zu verkleinern und seine Ausbreitung zu verhindern.

Wie genau das Immunsystem in der Onkologie genutzt werden kann, erklärt Dr. Friedrich Overkamp in diesem Video:

3. Für welche Krebspatient:innen ist eine Immuntherapie geeignet?

Die immunonkologische Behandlung kann bereits bei zunehmend mehr Krebsarten angewendet werden.

Ob ein:e Krebspatient:in dafür in Frage kommt, kann von einer Reihe von Faktoren abhängig sein. Wichtig für die Behandlung ist unter anderem das „Stadium“ der Krebserkrankung – also wie weit der Krebs fortgeschritten ist.

Bei einigen Krebsformen spielen auch sogenannte Biomarker eine Rolle. Das heißt: Ein:e Patient:in gilt nur dann als geeignet für eine Behandlung, wenn der Tumor diese bestimmten biologischen Merkmale aufzeigt.

Auch Grunderkrankungen der Patient:innen – insbesondere chronische Erkrankungen des Immunsystems – sind für die Einschätzung des Arztes oder der Ärztin wichtig. Hier muss in jedem Einzelfall geprüft werden, ob eine immunonkologische Behandlung sinnvoll ist.

4. Welche Nebenwirkungen gibt es bei der Immuntherapie?

Jede Art von Therapie kann auch Nebenwirkungen oder Komplikationen mit sich bringen. Im Besonderen kann die Therapie mit Immuncheckpoint-Hemmern sogenannte immunvermittelte Nebenwirkungen hervorrufen. Das Immunsystem wird durch die immunonkologische Behandlung angeregt. Dabei reagiert es in manchen Fällen stärker als nötig. Das kann zu Nebenwirkungen führen, die Autoimmunerkrankungen ähneln.

Dazu gehören beispielsweise Entzündungen von Organen und Hormondrüsen, wie Lunge, Darm, Leber, Nieren, Schilddrüse, Hirnanhangdrüse und Nebennieren, sowie Reizungen und Entzündungen der Haut und anderen Organen.

Bei Nebenwirkungen sollte immer umgehend ein:e Ärzt:in aufgesucht werden.

5. Welche weiteren Behandlungsmöglichkeiten kommen bei Krebs in Frage?

Neben immunonkologischen Therapien werden bei der Behandlung eine Reihe weiterer Methoden angewendet. Welche Therapieform eingesetzt wird, hängt auch von der Art der Krebserkrankung ab. Hier finden Sie einen Überblick.

Weiterführende Informationen

Behandlungswahl: Was muss ich wissen?

Eine Orientierungshilfe finden Sie im Informationsblatt Behandlungswahl: Was muss ich wissen? des Deutschen Krebsinformationsdienstes. 

Das Immunsystem

Das Immunsystem ist ein ausgeklügeltes Abwehrsystem, das dafür zuständig ist, den Körper vor Schäden und Eindringlingen zu schützen. Wie es funktioniert, lesen Sie hier.

Krebs und das Immunsystem

Unser Immunsystem ist nicht machtlos gegen Krebszellen. Ganz im Gegenteil, es erkennt sie und kann sie vernichten. Warum dennoch Krebs entstehen kann, erfahren Sie im Abschnitt „Krebs und das Immunsystem“.

Therapieoptionen bei Krebserkrankungen

Bei vielen Krebserkrankungen gibt es heute mehrere Therapieoptionen. Hier stellen wir eine Auswahl vor, die für die Therapiewahl eine Rolle spielen können.

Beratung und Unterstützung bei einer Krebserkrankung

Podcast Café Krebs

Obwohl uns alle das Thema Krebs auf die eine oder andere Art berührt, wird es von einigen noch als Tabu wahrgenommen. Das wollen wir mit Café Krebs ändern. Wir wollen Raum schaffen zum Diskutieren, Lachen, Weinen und Grübeln und die Tür für Gespräche öffnen, um dem Krebs ein wenig seiner Macht zu nehmen.

Hilfe für Betroffene

Hilfe für Betroffene und Angehörige finden Sie bei Beratungsstellen des Krebsinformationsdienstes.

Podcast Immunonkologie

In unserer Podcast-Serie zur immunonkologischen Therapie spricht Moderator Phillip Goller mit dem Onkologe Dr. Friedrich Overkamp. In verständlichen Worten beantwortet er die wichtigsten Fragen zu dieser modernen Therapie, die bei verschiedenen Krebserkrankungen eine Behandlungsoption sein kann.

Helga hilft

Schnelle psychoonkologische Beratung finden Krebspatient:innen und ihre Angehörigen bei der von MSD geförderten Initiative Helga hilft.

Aktuelles rund um das Thema Krebs

Café Krebs Stories

In unserem Blog „Café Krebs Stories“ finden Sie regelmäßig neue Themen rund um Alltagsfragen, Emotionen und Hintergründe zum Leben mit Krebs.

Agenturfotos – Alle Fotos mit Model gestellt.

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