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Nierenkrebs: Ein Arzt untersucht einen älteren Mann.

Nierenkrebs

Hier finden Sie Antworten sowie wichtige Hintergrundinformationen zum Nierenzellkarzinom.

Verdacht auf Nierenkrebs. Mit diesen wenigen Worten steht für Patienten plötzlich alles Kopf. Ein Organ, das wir normalerweise überhaupt nicht spüren und mit dem die meisten Menschen sich kaum auseinandersetzen, wird nun mit einem Mal zur Ursache vieler Sorgen, Ängste und Fragen. Doch was bedeutet Nierenkrebs überhaupt?

Hier finden Patienten und Angehörige Antworten auf die wichtigsten Fragen zur häufigsten Nierenkrebsart, dem Nierenzellkarzinom, und was sie während der Untersuchungen und Behandlungen erwarten können. 

1. Woher kommt Nierenkrebs?

Wie eine Kläranlage filtern die Nieren Giftstoffe aus dem Körper heraus und regeln unter anderem seinen Wasser- und Salzhaushalt. Mit dieser Reinigung und Steuerung übernehmen die bohnenförmigen Organe eine lebenswichtige Funktion. 

Wenn sich die Zellen der Niere verändern und unkontrolliert wachsen, kann Nierenkrebs entstehen. Aus manchen Tumoren können sich einzelne Zellen ablösen und durch das Blut oder das Gewebswasser in die Lymphknoten und in andere Organe gelangen. Dort können sie neue Tumoren, sogenannte Metastasen bilden.

 

2. Welche Arten von Nierenkrebs gibt es?

Unter dem Begriff Nierenkrebs werden verschiedene Krebsarten an und in der Niere zusammengefasst. In rund 95 % der Nierenkrebsfälle in Deutschland handelt es sich um ein Nierenzellkarzinom. In den folgenden Inhalten steht diese Form des Nierenkrebses daher im Vordergrund. 

Tumore der Niere können an unterschiedlichen Orten innerhalb der Niere entstehen und aus unterschiedlichen Zellen hervorgehen. 

Das Nierenzellkarzinom ist ein bösartiger Tumor, der sich aus den Zellen der Harnkanälchen meist im äußeren Teil der Niere, der Nierenrinde, bildet.

Das Onkozytom ist ein gutartiger Nierentumor. Er erscheint bei den bildgebenden Untersuchungen wie ein Nierenzellkarzinom, bildet aber keine Tochtergeschwülste. 

Als Wilms-Tumor (auch Nephroblastom) wird eine bösartige Geschwulst der Niere bezeichnet, die fast ausschließlich bei Kindern unter fünf Jahren auftritt.

Das Nierenbeckenkarzinom bezeichnet einen bösartigen Tumor, der zwar in der Niere gebildet wird, aber nicht aus dem Funktionsgewebe der Niere entstammt, sondern aus dem Nierenbecken. Es ähnelt in der Gewebestruktur den Blasen- und Harnleitertumoren. 

3. Diagnose: Wie wird Nierenkrebs festgestellt?

Jede Nierenkrebserkrankung ist individuell. Deshalb ist es zunächst einmal wichtig, die Art des Nierenkrebs so genau wie möglich zu bestimmen. Dafür müssen die Ärzte durch verschiedene Untersuchungen herausfinden, ob tatsächlich ein Tumor vorliegt, ob er gut- oder bösartig ist, wo genau er sich befindet und ob er bereits Metastasen (Tochtergeschwülste) gebildet hat.  

Zu diesen Untersuchungen gehören zum Beispiel bildgebende Untersuchungen wie Computertomographie (CT), Magnetresonanztomographie (MRT), Ultraschalluntersuchung (Sonographie) und Laboruntersuchungen (z. B. Blut). In bestimmten Fällen kann auch Gewebe aus dem Tumor entnommen (Biopsie) und anschließend untersucht werden.

Bis alle Untersuchungen abgeschlossen sind, vergehen meist mehrere Tage oder sogar Wochen. Das kann von Patienten und Angehörigen viel Geduld fordern. Denn als Betroffener möchte man natürlich schnell Klarheit haben. Es ist jedoch wichtig, sich und den untersuchenden Ärzten die Zeit für genaue Untersuchungen zu geben. Denn je gründlicher die Untersuchung ausfällt, desto gezielter kann die Therapie auf die Erkrankung des Patienten zugeschnitten werden. 

Im Video: Nierenkrebs – Eine Erkrankung und viele mögliche Beteiligte

Nierenkrebs ist nicht gleich Nierenkrebs. Daher kann die Behandlung eines Nierenzellkarzinoms von Patient:in zu Patient:in unterschiedlich sein. Wer hierfür mit im Team sein kann, wie eine möglichst optimale Versorgung gewährleistet werden kann und was ihn persönlich bei der Behandlung von Betroffenen motiviert, beantwortet Prof. Dr. Viktor Grünwald in diesem kurzen Video.

Tipp: Bewahren Sie von allen Untersuchungsergebnissen eine Kopie auf, damit sich jeder Arzt schnell orientieren kann, zum Beispiel wenn Sie den Arzt wechseln oder eine Zweitmeinung einholen möchten.

4. Medizinische Klassifikation von Nierenkrebs

Das Nierenzellkarzinom ist die häufigste Nierenkrebsart und kann in weitere Unterarten unterteilt werden. Diese unterscheiden sich unter anderem dadurch, wo genau sie in der Niere entstehen.
Für die Behandlung ist nicht nur die Art der Krebserkrankung wichtig, sondern auch, wie weit sie fortgeschritten ist. Für die Beschreibung des Krankheitsstadiums gibt es dafür eine international einheitliche Einteilung: die TNM-Klassifikation.
Beim Nierenzellkarzinom unterscheiden Ärzte folgende Stadien: 

Anhand der TNM-Klassifikation kann der Arzt das Stadium des Tumors ermitteln. Eine genaue Bestimmung ergibt aber erst die histologische Untersuchung einer Gewebeprobe durch einen Pathologen. Sie wird beispielsweise mithilfe einer Hohlnadel (Kanüle) entnommen und sofort untersucht.

Im Video erklärt: Wie wird das Nierenzellkarzinom klassifiziert?

Die Behandlung von Nierenkrebs wird auch durch das Stadium der Erkrankung beeinflusst. Prof. Dr. Michael Staehler ist Experte im Bereich Nierenkrebs und erläutert in diesem kurzen Video, wie die Einteilung vorgenommen wird, welche Arten des Nierenkrebs es gibt und wie sich das auf die Behandlung auswirkt. Zudem erhalten Sie Tipps zum Vorgehen nach der Diagnose und zur Zweitmeinung.

5. Wie wird Nierenkrebs behandelt?

Die gründliche Untersuchung und Bestimmung des Tumorstadiums hilft dem Arzt, die Nierenkrebserkrankung möglichst genau einzuschätzen. Nur so kann er festlegen, welche Behandlung zur individuellen Krebserkrankung des Patienten passt. Welche Therapie in Frage kommt, ist außerdem auch vom allgemeinen Gesundheitszustand des Patienten abhängig. 

Zur wichtigsten Nierenkrebsbehandlung in den frühen Stadien gehört die Operation. Dabei wird die Niere je nach Größe und Lage des Tumors entweder teilweise oder vollständig entnommen (Resektion). Je nachdem, wie viel Gewebe entfernt wird, sprechen Ärzte von folgenden Arten der Resektion:

  • Nierenteilresektion (organerhaltend): Entfernung des tumortragenden Teils der Niere und wenn möglich ein geringer Teil gesunden umliegend Gewebes zum Erhalt der Niere   
  • Polresektion: Unterbindung der Tumorversorgung durch Arterien und Venen 
  • Radikale Nephrektomie: Entfernung der ganzen Niere mit unter Umständen Resektion der Lymphknoten in der Nähe der Niere (hiliäre oder regionale Lymphadenektomie) 

In bestimmten Fällen wird auch eine sogenannte Active Surveillance (aktive Überwachung) durchgeführt. Diese therapeutische Strategie wird bei Patienten mit einem kleinen Nierentumor (kleiner als 4cm) angewendet, die beispielsweise aufgrund des gesundheitlichen Zustandes nicht für eine Operation in Frage kommen oder diese aus persönlichen Gründen ablehnen.

In seltenen Fällen wird die Niere entnommen, außerhalb des Körpers operiert und anschließend wieder eingesetzt. So können Ärzte auch schwer zugängliche Stellen des Organs erreichen. Dieses Vorgehen nennt man work-bench-surgery (zu Deutsch „Werkbankoperation“).

Grundsätzlich versucht der Arzt dabei, so viel wie möglich von der Niere zu erhalten. Wenn sich der Krebs in einem frühen Stadium befindet und noch nicht gestreut hat, kann er in vielen Fällen mit einer Operation vollständig entfernt werden.  

Wenn der Krebs bereits gestreut hat, muss nicht nur der Nierentumor behandelt werden, sondern auch die Metastasen. Daher wird in diesem Fall meist eine Bestrahlung oder eine sogenannte systemische Therapie angewendet, die im ganzen Körper wirkt. Dazu zählen zum Beispiel:

  • zielgerichtete medikamentöse Therapien  
  • immunonkologische Therapien, die je nach Therapielinie bzw. Behandlungssituation entweder alleine (als sogenannte Monotherapie), oder in Kombination mit anderen Wirkstoffen oder miteinander eingesetzt werden können. 

Auch der metastasierende Nierenkrebs wird in manchen Fällen operiert. Diese Operationen sollen meist Schmerzen lindern oder die anschließende Therapie mit Medikamenten unterstützen. Auch die Metastasen können manchmal örtlich mit einer Operation oder Bestrahlung behandelt werden.  

Tipp: Wenn Sie die Medikamente als Tabletten bekommen, achten Sie unbedingt darauf, sie regelmäßig einzunehmen.  

Eine weitere Therapieoption ist bei bestimmten Formen von Nierenkrebs die sogenannte immunonkologische Therapie. Dabei soll das körpereigene Immunsystem angeregt werden, die Krebszellen selbst zu bekämpfen.  

Mehr über die Wirkweise der immunonkologischen Therapie und wie sie angewendet wird, erfahren Sie hier

Viele dieser Therapien haben zum Ziel, Heilungsaussichten zu verbessern. Man nennt diese Art der Behandlungsansätze kurative Therapien. Wenn der Krebs bereits so weit fortgeschritten ist, dass eine kurative Therapie keine erfolgreichen Aussichten mehr bietet, wird meist eine palliative Therapie angewendet. Sie soll krankheitsbedingte Beschwerden lindern, den Tumor möglichst lange kontrollieren und die Lebensqualität der Patienten erhalten. 

Unter adjuvanten Therapien (unterstützende oder ergänzende Therapien) versteht man Behandlungsansätze, die nach einer vollständigen Entfernung eines Tumors angewendet werden. Sie sollen das Risiko einer Rückkehr der Krebserkrankung (Rezidiv) veringern.

Angesichts der vielfältigen Therapieoptionen ist es wichtig, dass behandelnde Ärzt:innen und Patient:innen die Vor- und Nachteile der passenden Optionen offen besprechen und gemeinsam die passende Therapie wählen.

Im Video: Was bedeutet „fortgeschrittene Erkrankung”?

Wenn es eine gewisse Größe erreicht hat oder bereits Metastasen in anderen Organen zu finden sind, wird von einem fortgeschrittenen Nierenzellkarzinom gesprochen. Auch dann gibt es noch Behandlungsmöglichkeiten. Welche das sind, erklärt der Onkologe Prof. Dr. Viktor Grünwald in diesem kurzen Video.

Im Video: Das Nierenzellkarzinom – Was passiert nach einer OP?

Je nach Ausprägung der Erkrankung kann eine Operation zur Entfernung eines Nierenzellkarzinoms nötig sein. Eine Nachsorge schließt sich an. In diesem kurzen Video erläutert Prof. Dr. Viktor Grünwald, wie diese aussieht und welche welche weiteren Behandlungsoptionen zum Einsatz kommen können.

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