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Illustration von Corynebacterium diphtheriae

Diphtherie

Diphtherie zählt zu den bakteriellen Infektionskrankheiten. Eine Diphtherie-Erkrankung kann symptomlos oder mit lebensbedrohlichen Symptomen verlaufen. Die wichtigste vorbeugende Maßnahme ist die Impfung. Alles Wissenswerte von der Ansteckung bis zur Impfung lesen Sie hier!

Fakten zu Diphtherie-Infektionen

  • Die Kehlkopfdiphtherie tritt besonders häufig bei Kindern auf und kann durch eine Verengung der Luftwege zum Erstickungstod führen. Dies trug der Krankheit den Namen „Würgeengel der Kinder“ ein.
  • Eine Diphtherie-Infektion erzeugt keine langanhaltende Immunität. Nach vollständiger Genesung sollte daher – je nach dokumentiertem Impfstatus – eine Grund- bzw. Erstimmunisierung begonnen bzw. abgeschlossen oder eine Auffrischimpfung gegeben werden, wenn die letzte Impfung länger als 12 Monate zurückliegt.
  • Weltweit ist die Zahl der Diphtherie-bedingten Todesfälle durch die Impfung erheblich zurückgegangen. In einigen Teilen der Welt jedoch (z.B. Äthiopien, Indien, Jemen) ist die Diphtherie immer noch eine große gesundheitliche Herausforderung. Vor Reisen in Diphtherie-Risikogebiete wird empfohlen, den Impfstatus zu überprüfen und die Diphtherie-Impfung ggf. zu aktualisieren.
  • Während der Impfstatus bei Kindern im Allgemeinen gut ist, verfügt etwa nur die Hälfte der Erwachsenen in Deutschland über einen ausreichenden Diphtherie-Impfschutz.

Diphtherie ist eine bakterielle Infektionskrankheit, die klassischerweise durch das toxinbildende (giftstoffbildende) Bakterium Corynebacterium (C.) diphtheriae verursacht wird. Das Spektrum der Diphtherie-Erkrankung kann von einer symptomlosen (asymptomatischen) bakteriellen Besiedlung der Haut oder Schleimhaut bis hin zu lebensbedrohlichen Symptomen reichen. Die wichtigste vorbeugende Maßnahme gegen Diphtherie ist die vorbeugende Impfung gegen das Diphtherie-Toxin, kurz DT. Was genau das bedeutet und was Sie darüber hinaus über Diphtherie wissen sollten, lesen Sie hier!

Diphtherie – Was ist das?

Abhängig davon, wo genau die Bakterieninfektion mit C. diphtheriae lokalisiert ist, wird zwischen respiratorischer Diphtherie (Diphtherie der Atemwege) und Hautdiphtherie unterschieden.Die respiratorische Diphtherie umfasst Infektionen mit C. diphtheriae in den folgenden Bereichen der Atemwege: Schlund, Rachen (Pharynx), Mandeln (Tonsillen), Kehlkopf (Larynx) und Nase. Die Erkrankungen in diesen unterschiedlichen Bereichen können auch ineinander übergehen.

In sehr seltenen Fällen kann der Diphtherie-Erreger auch Schleimhäute außerhalb der Atemwege infizieren.

Welche Auswirkungen kann das Diphtherie-Toxin haben?

Manche C. diphtheriae-Stämme bilden ein Gift, das DT. Das DT führt im Körper dazu, dass die infizierten Zellen absterben. Die klassische Rachendiphtherie geht anfangs u.a. mit Halsschmerzen, erhöhter Temperatur und Schluckbeschwerden einher. Außerdem können sich Beläge im Rachenbereich ausbilden, die auch als Pseudomembranen bezeichnet werden. Diese können so ausgeprägt sein, dass es zum Ersticken kommen kann: Etwa 5 bis 10 % der an respiratorischer Diphtherie Erkrankten versterben daran. So wurde die hochansteckende bakterielle Infektionskrankheit auch als „Würgeengel“ bezeichnet. Bei Kindern unter 5 Jahren und bei Erwachsenen über 40 Jahren verläuft die Erkrankung sogar in 20 bis 40 % der Fälle tödlich.

Das DT kann sich aber auch über den Blutweg ausbreiten und dadurch eine sogenannte toxische Diphtherie mit schweren systemischen Symptomen auslösen. Die häufigsten systemischen Folgen können eine Herzmuskelentzündung (Myokarditis) und eine Nervenentzündung (demyelinisierende periphere Neuritis) sein. Die Impfung gegen das DT kann dem Ausbrechen der Erkrankung an Diphtherie vorbeugen.

Das Vorkommen ist weltweit sehr unterschiedlich

Weltweit ist die Zahl der Diphtherie-Erkrankungen mit Einführung der Impfung gegen Diphtherie allein im Zeitraum von 1980 bis 2010 um über 90 % gesunken. Trotzdem ist die Diphtherie nach wie vor in vielen Ländern Afrikas, Asiens, des Südpazifiks und Osteuropas weit verbreitet. So kam es beispielsweise in Laos, Indonesien und Thailand seit 2011 zu größeren Diphtherie-Ausbrüchen. Insgesamt etwa 8.600 Diphtherie-Fälle wurden im Jahr 2021 laut WHO gemeldet; die meisten davon aus Äthiopien (4.453), Indien (1.768) und dem Jemen (1.516).

Wie sieht die Situation in Deutschland aus?

Hierzulande lag die Impfquote bei den Schuleingangsuntersuchungen 2019 bei 92,7 %. Davon profitieren – durch den sogenannten Herdenschutzeffekt – auch Erwachsene, deren Impfung nicht wie empfohlen aufgefrischt wurde. So erhielten nur knapp die Hälfte der Erwachsenen eine Auffrischimpfung gegen Diphtherie. Insgesamt wurden im Jahr 2021 deutschlandweit nur 10 Diphtherie-Erkrankungsfälle gemeldet. Damit hat sich die Fallzahl gegenüber dem Vorjahr beinahe halbiert: 2020 waren noch 16 Diphtherie-Fälle gemeldet worden.

Obwohl nur noch wenige Menschen in Deutschland an Diphtherie erkranken, sollte man sich zum eigenen Schutz und zur Aufrechterhaltung des Gemeinschaftsschutzes in der Bevölkerung weiterhin gegen Diphtherie impfen lassen.Darum sollte auch der Impfstatus vor Reisen in Infektionsgebiete überprüft und die Impfung ggf. aktualisiert werden. Menschen, die noch keine Impfung gegen Diphtherie bekommen haben, sollten eine Reise in Infektionsgebiete frühestens nach der 2. Diphtherie-Impfung antreten, so die Empfehlung der Ständigen Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut.

Wie wird der Erreger übertragen?

Die Übertragung des Diphtherie-Krankheitserregers C. diphtheriae erfolgt in der Regel von Mensch zu Mensch durch

  • Sogenannte „Tröpfcheninfektion“ bei bakteriellem Befall der Atemwege (respiratorische Diphtherie),
  • direkten Kontakt mit infizierten Hautarealen (Hautdiphtherie-Läsionen) oder
  • infektiöse Ausscheidungen.

Darüber hinaus ist in seltenen Fällen für bestimmte Diphtherie-Erregertypen (C. ulcerans und C. pseudotuberculosis)auch eine Übertragung vom Tier auf den Menschen möglich.

Wo besteht Ansteckungsgefahr?

Die Ansteckung mit den giftbildenden (toxigenen) C. diphtheriae-Stämmen erfolgt vorrangig während Auslandsaufenthalten oder durch Kontakt zu Menschen aus Endemiegebieten. Infektionen mit nicht-giftbildenden Diphtherie-Bakterienstämmen, die zu Wundinfektionen und Blutvergiftungen (Sepsis) führen können, treten in Deutschland hauptsächlich in Verbindung mit Risikofaktoren wie Drogenabhängigkeit und Obdachlosigkeit auf.

Der Diphtherie-Erreger C. ulcerans wird hierzulande meist von Hauskatzen und Hunden auf den Menschen übertragen. Das Bakterium C. pseudotuberculosis infiziert natürlicherweise Schafe und Ziegen. Zu einer Übertragung auf den Menschen kommt es sehr selten und meist im Rahmen einer beruflichen Exposition.

Bei Diphtherie: hohe Ansteckungsgefahr

Erste Symptome treten in der Regel 2 bis 5 Tage (selten bis zu 10 Tage) nach der Infektion auf. Wer sich mit dem Diphtherie-übertragenden Bakterium infiziert hat, ist grundsätzlich so lange ansteckend, wie der Erreger in Sekreten und Wunden nachweisbar ist. Unbehandelte Personen bleiben in der Regel ca. 2 bis 4 Wochen lang ansteckend. Wird eine antibakterielle Behandlung eingeleitet, besteht etwa 2 bis 4 Tage lang Ansteckungsgefahr.

Erkrankte werden in der Regel im Krankenhaus behandelt und zur Vermeidung von Ansteckungen zunächst isoliert. Jeder Diphtherie-Fall ist meldepflichtig und wird dem örtlichen Gesundheitsamt vom behandelnden Arzt oder der behandelnden Ärztin gemeldet.

Wie kann sich eine Diphtherie der Atemwege äußern?

Erste Symptome der Tonsillen- und Rachendiphtherie sind Halsschmerzen, erhöhte Temperatur bis 39 °C und Schluckbeschwerden. Im Verlauf der Erkrankung kommt es zu Heiserkeit, Atemgeräuschen durch Verengung der Luftwege, Gaumensegellähmung und Lymphknotenschwellung. Typisch ist eine Rachenentzündung mit grau-weißen Belägen, die sich bis zum Kehlkopf ausbreiten kann. Im Mund bildet sich typischerweise außerdem ein süßlicher Geruch.

Die Schwellung im Bereich des Halses kann zu Schluckbeschwerden und Atemwegsverengungen bis hin zum Ersticken führen. Daher wurde die hochansteckende bakterielle Infektionskrankheit auch als „Würgeengel der Kinder“ bezeichnet. Die toxische Wirkung des Diphtherie-Bakteriums kann zudem schwere Komplikationen wie Kreislaufversagen, Herzmuskelentzündungen und Nervenlähmungen auslösen.

Welche Krankheiten können zu ähnlichen Symptomen führen?

Es wird zwischen respiratorischer Diphtherie (Diphtherie der Atemwege) und Hautdiphtherie unterschieden.Die Symptome der respiratorischen Diphtherie sind anderen Erkrankungen ähnlich: Rachen- und Mandelentzündung durch Streptokokken oder Viren, Pfeiffersches Drüsenfieber, akute Kehldeckelentzündung, Pseudokrupp, Infektionen des Mundes oder Nasen-Rachen-Raumes mit Pilzen der Gattung Candida, orale Syphilis und Adenovirus-Erkrankungen. Im Falle einer Hautdiphtherie müssen als Differentialdiagnosen Borkenflechte (ein ansteckender Hautausschlag), Wundinfektionen und Geschwüre anderer Ursache ausgeschlossen werden.

Sind Laboruntersuchungen für die Diagnose notwendig?

Wenn der Verdacht auf Diphtherie besteht, wird vor Beginn der Therapie der Erreger aus Rachen-, Nasen- oder Wundabstrichen nachgewiesen. Somit kann die klinische Diagnose bestätigt werden. Im Rahmen der Laboruntersuchung wird neben dem Erreger auch sezerniertes DT nachgewiesen.

Wie wird eine Diphtherie der Atemwege behandelt?

Schon bei Verdacht auf eine Diphtherie ist eine sofortige spezielle Therapie besonders wichtig. Diese besteht aus der Gabe eines Antitoxins, also einer Art Gegengift, und einer zusätzlichen Antibiotikatherapie. Das Antitoxin dient der Neutralisierung des DT in der Blutbahn und soll verhindern, dass die Erkrankung fortschreitet. Im Gegensatz dazu werden durch die Antibiotikum-Gabe die Bakterien bekämpft. Der Patient oder die Patientin wird in der Regel im Krankenhaus behandelt und überwacht.

Vorbeugen ist besser als Behandeln

Die wichtigste vorbeugende Maßnahme gegen Diphtherie ist die prophylaktische Impfung gegen Diphtherie. Jede:r, der oder die nicht über einen aktuellen Impfschutz gegen Diphtherie verfügt, sollte dagegen geimpft werden. Doch was versteht man unter aktuellem Impfschutz? Dieser besteht nur dann, wenn eine vollständige Grundimmunisierung und eine Auffrischimpfung in den letzten 5 bis 10 Jahren erfolgt ist.

Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt, dass alle Säuglinge und Kleinkinder durch Gabe von insgesamt 3 Impfstoffdosen gegen Diphtherie geimpft (grundimmunisiert) werden:

  • Die 1. Impfung findet im Alter von 2 Monaten statt, z.B. im Rahmen der U4 Früherkennungsuntersuchung.
  • Die 2. Impfung bekommen Säuglinge im Alter von 4 Monaten.
  • Im Abstand von mindestens 6 Monaten erfolgt die 3. Impfung im Rahmen der U6 Früherkennungsuntersuchung im Alter von 11 Monaten.
  • Frühgeborene Säuglinge bekommen noch eine zusätzliche Impfung im Alter von 3 Monaten.

Dabei rät die STIKO zum Einsatz von Kombinationsimpfstoffen wie z.B. 6-fach-Impfstoffen gegen Diphtherie, Tetanus (Wundstarrkrampf), Keuchhusten (Pertussis), Hepatitis B, Kinderlähmung (Poliomyelitis; Kurzform Polio) und durch Haemophilus influenzae Typ B (Hib) verursachte Erkrankungen. Danach sollten jeweils Auffrischimpfungen bei Kindern im Alter von 5 bis 6 Jahren und bei Kindern und Jugendlichen im Alter von 9 bis 16 Jahren erfolgen. Die Auffrischimpfungen können mit den Terminen für die U9 und U11 Früherkennungsuntersuchung für Kinder bzw. der Jugendgesundheitsuntersuchung J1 für Jugendliche sowie der Schuleingangsuntersuchung und den Schuluntersuchungen kombiniert werden. Die Impfung sollte von da an alle 10 Jahre aufgefrischt werden. Für die Auffrischung der Diphtherie-Impfung empfiehlt die STIKO ebenfalls Kombinationsimpfstoffe.

Was bezahlt die Krankenkasse?

Die Krankenkassen übernehmen in der Regel die Kosten für die Impfung.

Häufig gestellte Fragen zum Thema Diphtherie-Impfung

Ein Bild von einem Impfkalender.

Impfkalender 

Wann sollten Sie sich gegen welche Infektionskrankheit impfen lassen? Antworten darauf finden Sie hier* im praktischen Impfkalender des Robert Koch-Instituts. 

*Die hier zur Verfügung gestellten aktuellen Meldungen verweisen auf unabhängige Informationsquellen und stellen nicht notwendigerweise die Meinung von MSD dar.

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