Die drei Stadien der HIV-Infektion
Tückisch: Infektion bleibt lange unauffällig
Kurze Zeit nach einer HIV-Übertragung vermehrt sich das Virus rasant. Gleichzeitig nimmt die Zahl der T-Helferzellen (CD4-Zellen) ab, da diese von HI-Viren befallen und zerstört werden. In dieser akuten Phase der Infektion können – müssen aber keine – grippeähnlichen Krankheitszeichen auftreten.
Darauf folgt eine chronische Phase, die individuell unterschiedlich lang ist und in der Betroffene normalerweise keine HIV-Symptome bemerken. Die Virusmenge sinkt, da das Immunsystem das HI-Virus eine gewisse Zeit unter Kontrolle halten kann.
Wenn das nicht mehr gelingt, das heißt, wenn sich das Gleichgewicht zwischen Virusvermehrung und Abwehr zugunsten des HI-Virus verschiebt, kommt es zu Erkrankungen infolge des geschwächten Immunsystems.
Diese Erkrankungen, die das Krankheitsbild Aids kennzeichnen, führen ohne antiretrovirale Therapie zum Tod. Wie viel Zeit den erkrankten Personen bleibt, ist individuell verschieden.
| Akute Phase | Chronische Phase | Krankheitsbild Aids |
Virusmenge | Rasante Vermehrung der Virenzahl | Virusmenge sinkt, Immunsystem kann das Virus eine gewisse Zeit unter Kontrolle halten | Virusmenge steigt wieder, Immunsystem ist stark geschädigt |
Mögliche Symptome |
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| Infektionen, die wegen des stark beeinträchtigten Immunsystems entstehen können:
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Tab.: Mögliche Symptome in den drei Phasen einer HIV-Infektion
Akute Phase: Erkennen Sie die Zeichen einer HIV-Infektion
Wenn überhaupt HIV-Symptome in dieser frühen Krankheitsphase auftreten, sind sie unspezifisch und häufig schwach ausgeprägt. So können kurz nach der HIV-Übertragung bei einem Teil der Betroffenen (70 – 80 %) grippeähnliche Beschwerden auftreten. Diese bleiben für 7–10 Tage bestehen und verschwinden dann wieder.
Ohne konkreten Verdacht wird die HIV-Diagnose zu diesem Zeitpunkt kaum gestellt. Nicht jeder Arzt denkt sofort an eine HIV-Infektion als Ursache für die Beschwerden. Wenn es ein Ansteckungsrisiko gab, sollte der Arzt darüber informiert werden, damit er eine Blutuntersuchung anordnet, mit der die HIV-Infektion festgestellt werden kann.
Chronische Phase: Nur wenige Symptome
Auf die Phase der akuten Infektion folgt die Phase der chronischen Infektion. Diese dauert im Allgemeinen mehrere Jahre und ist durch klinische Latenz gekennzeichnet. Das heißt, es treten meist keine HIV-Symptome auf. Das Virus vermehrt sich während dieser Zeit nur schwach. Der Nachweis HIV-spezifischer Antikörper kann in dieser Phase der einzige Hinweis auf eine bestehende Infektion mit HIV sein.
Während der Phase der chronischen Infektion werden Immunsystem und innere Organe zunehmend geschädigt; die Zahl der T-Helferzellen und ihre Funktionsfähigkeit nehmen mit fortschreitender Krankheitsdauer immer mehr ab.
Die Verläufe und Krankheitsbilder unterscheiden sich dabei von Mensch zu Mensch. Und auch bei ein und derselben Person können sich beschwerdefreie Phasen mit Phasen, in denen deutliche HIV-Symptome auftreten, abwechseln.
Von der HIV-Infektion zum Krankheitsbild Aids
Wenn das Immunsystem durch das HI-Virus stark geschädigt ist, kommt es zu schweren Erkrankungen, die das Krankheitsbild Aids kennzeichnen. Die Ursache für die Schädigung des Immunsystems ist der starke Abfall der Anzahl der T-Helferzellen im Blut. Die Aids-definierenden Erkrankungen werden auch opportunistische Infektionen genannt. Opportunistisch deshalb, weil sie bei Menschen mit einem intakten Immunsystem keine schädigenden Wirkungen entfalten. Sie treten im Median 8–10 Jahre nach der Erstinfektion auf, wenn die Infektion bis dahin nicht erkannt oder nicht behandelt wurde. Von den Menschen, die heute an Aids erkranken, weiß ein beträchtlicher Teil nicht, dass er an einer HIV-Infektion leidet.
Viele opportunistische Infektionen sind hierzulande selten geworden, da es gute Therapiemöglichkeiten für HIV-Positive gibt, die der fortschreitenden Schädigung des Immunsystems Einhalt gebieten können. Und wenn doch eine dieser Erkrankungen auftritt, ist sie nicht mehr so bedrohlich wie früher