Die Hepatitis B wird durch das Hepatitis-B-Virus (HBV) verursacht und gehört weltweit zu den häufigsten durch Viren verursachten Infektionskrankheiten.
Weltweit sind nach Angaben der WHO etwa 257 Millionen Menschen chronisch mit HBV infiziert. In den meisten Fällen heilt die akute Infektion mit dem Hepatitis-B-Virus folgenlos aus. Menschen, bei denen innerhalb eines halben Jahres das Virus nicht mehr nachweisbar ist (sogenannte Spontanelimination), erwerben dadurch gewöhnlich einen lebenslangen Schutz vor erneuter Infektion.
Allerdings ist das Hepatitis-B-Virus bei einigen Patienten länger als sechs Monate im Blut nachweisbar, d. h. die Infektion wird chronisch.
Bei 5,1 % der deutschen Bevölkerung sind bestimmte Antikörper nachweisbar, was auf eine chronische oder eine überstandene akute Infektion schließen lässt.
- Übertragung
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Übertragung
Laut Robert Koch-Institut wurden in Deutschland im Jahr 2016 etwa 35 % der Hepatitis-B-Infektionen auf sexuellem Weg übertragen.
Das Virus kann durch Körperflüssigkeiten wie auch durch Blut übertragen werden. Hepatitis-B-Viren sind in hohen Konzentrationen vor allem im Blut und in geringerem Maße auch in Körperflüssigkeiten wie Speichel, Tränen, Samenflüssigkeit und Vaginalsekret nachweisbar.Übertragung des Virus kann erfolgen durch:
- Sexualkontakte. Hepatitis B zählt zu den sexuell übertragbaren Krankheiten, sogenannte STDs: sexually transmitted diseases, früher „Geschlechtskrankheiten“,
- Blut: z. B. bei Drogenabhängigen über den gemeinsamen Gebrauch von Injektionsnadeln und bei Nichteinhaltung von Hygienebestimmungen beim Piercen, Tätowieren oder Rasieren,
- andere Körperflüssigkeiten wie z. B. Speichel, Tränenflüssigkeit, Sperma, Vaginalsekret, Menstruationsblut,
- Verletzungen mit Nadeln oder sonstigen Verletzungen z. B. bei operativen Eingriffen bei medizinischem Personal,
- infizierte Mütter: sie können das Virus bei der Geburt oder über die virushaltige Muttermilch auf ihre Kinder übertragen.
Früher war eine Übertragung über Blutkonserven und -produkte möglich. Heute werden Blutkonserven und -produkte auf Hepatitis B standardisiert getestet.
- Vorbeugung
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Vorbeugung
Zur Vorbeugung der Hepatitis B steht seit 1982 ein hoch wirksamer Impfstoff zur Verfügung. Geimpft werden sollten nach den heutigen Empfehlungen (STIKO):
- Säuglinge und Kleinkinder bzw. noch nicht geimpfte Kinder und Jugendliche bis zum vollendeten 17. Lebensjahr,
- Erwachsene, die bestimmten Risikogruppen angehören wie z.B. medizinisches Personal (möglichst schon vor der Ausbildung),
- Patienten mit chronischen Nieren- und Lebererkrankungen, HIV-Infizierte oder vor Organtransplantationen,
- Familienangehörige und Lebenspartner von Patienten mit aktiver Hepatitis B.
Impft man Kinder von Hepatitis-B-infizierten Müttern unmittelbar nach der Geburt, lässt sich eine Infektion des Säuglings meist verhindern.
Wer selbst an einer Hepatitis B erkrankt ist, sollte alles dafür tun, andere Personen in seiner Umgebung vor einer Ansteckung zu schützen. Dazu zählt z. B. die Verwendung von Kondomen bei Sexualkontakten. Die Ansteckungsgefahr im Haushalt oder in Gemeinschaftseinrichtungen ist bei Einhaltung der üblichen Hygiene gering - das gemeinsame Benutzen von Rasierapparaten, Nagelscheren und Zahnbürsten sollte aufgrund des Risikos einer Ansteckung unterbleiben. - Risikogruppen
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Risikogruppen
Besonders gefährdet für den chronischen Verlauf einer Hepatitis-B-Infektion sind Neugeborene, denen die Mutter das Virus bei der Geburt übertragen hat. Eine Testung auf das Hepatitis-B-Virus während der Schwangerschaft ist daher heute in den Mutterschaftsrichtlinien gesetzlich vorgeschrieben.
Migranten aus Ländern mit hoher Verbreitung der Hepatitis-B-Infektion haben ein erhöhtes Risiko, selbst Träger des Hepatitis-B-Virus zu sein – oft ohne es zu wissen. Zu diesen Regionen gehören vor allem Asien, der Südpazifik, die Subsahararegion, Südamerika und der mittlere Osten. Auch im Mittelmeerraum und in Osteuropa findet man deutlich häufiger Menschen mit Hepatitis-B-Virus-Antikörpern als in Deutschland.
Bei medizinischem Personal zählt die Hepatitis B zu den häufigsten Berufserkrankungen.Ein erhöhtes Risiko für eine Hepatitis-B-Infektion haben:
- medizinisches Personal
- Insassen von Justizvollzugsanstalten
- homosexuelle Männer und/oder Personen mit häufig wechselnden Sexualkontakten
- aktive oder frühere Anwender intravenös verabreichter Drogen
- Dialysepatienten
- HIV-Infizierte
- Kinder von Hepatitis-B-infizierten Müttern
- Symptome
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Symptome
Etwa 60 bis 120 Tage (Inkubationszeit) nach der Infektion können die ersten Symptome auftreten.
Der Verlauf der akuten Hepatitis B zeigt sich von Patient zu Patient sehr unterschiedlich:- ein Drittel der Patienten entwickelt eine akute Hepatitis mit Gelbfärbung („Gelbsucht“) von Haut (Ikterus) und Augenweiß (Sklerenikterus),
- bei einem Drittel zeigen sich nur unspezifische Symptome (anikterischer Verlauf),
- bei einem weiteren Drittel verläuft die Erkrankung vollkommen symptomlos.
Sehr wenige Patienten (0,5 bis 1 %) entwickeln eine sehr schwere Verlaufsform mit akutem Leberversagen.
Die Hepatitis-B-Infektion kann akut oder chronisch verlaufen.
Akute Hepatitis B
In der Frühphase können unspezifische Symptome wie Appetitlosigkeit, Gelenkschmerzen, Unwohlsein, Übelkeit, Erbrechen und Fieber auf die Hepatitis B hinweisen. Nach 3 bis 10 Tagen kommt es dann gegebenenfalls zur ikterischen Phase mit Gelbfärbung der Haut und Dunkelfärbung des Urins. Die Gelbfärbung erreicht nach 1 bis 2 Wochen den Höhepunkt und verschwindet dann langsam innerhalb von 2 bis 4 Wochen. Bei mehr als 90 % der Erwachsenen heilt die akute Hepatitis B folgenlos aus und führt zu einer lebenslangen Immunität. Bei infizierten Kleinkindern geht die Hepatitis B dagegen in 30 - 90 % der Fälle in eine chronische Form über.Chronische Hepatitis B
Bis zu 10 % der infizierten Erwachsenen entwickeln eine chronische Hepatitis B, d. h. die Virusbestandteile bleiben länger als sechs Monate im Blut nachweisbar. Meist bemerken Infizierte davon zunächst nicht viel. Aufgrund der chronischen Entzündung besteht aber ein erhöhtes Risiko für eine bindegewebsartige Veränderungen der Leber (Fibrose) oder eine Schrumpfleber (Zirrhose) mit Beeinträchtigung der Leberfunktion. Vor allem bei einer bestehenden Zirrhose ist das Risiko für ein Leberzellkarzinom deutlich erhöht. Zusätzlich geht von den Erkrankten eine potentielle Ansteckungsgefahr aus, solange Virusbestandteile im Blut nachweisbar sind. - Diagnose
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Diagnose
Die Erhöhung bestimmter Leberwerte kann auf das Vorliegen einer Hepatitis B hinweisen. Ein Beweis für das Vorliegen einer akuten Hepatitis B ist der Nachweis von Virusbestandteilen oder von spezifischen Antikörpern im Blut. Sind nach 6 Monaten virale Marker und Symptome einer Hepatitis-B-Infektion nachweisbar bzw. noch vorhanden, spricht man von einer chronischen Hepatitis B.
Möglicherweise wird der/die behandelnde Arzt/Ärztin die Entnahme von Lebergewebe (Leberbiopsie) empfehlen, um sich Klarheit über den Grad einer Leberschädigung zu machen. Informationen hierzu erhalten Sie von Ihrem Arzt/Ihrer Ärztin, falls ein solches Verfahren durchgeführt werden sollte. - Therapie
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Therapie
Akute Hepatitis B
Aufgrund der hohen Selbstheilungsrate (mehr als 90 % der Fälle) bei der akuten Hepatitis B ist hier meist keine spezifische Therapie mit antiviralen Medikamenten erforderlich; eine symptomatische Behandlung reicht in der Regel aus. Eine Ausnahme können Patienten mit sehr schwerem Verlauf sein. Die antivirale Therapie beeinflusst die Bildung des Hepatitis-B-Virus und vermindert so die Virusmenge im Blut.Chronische Hepatitis B
Bei chronischer Hepatitis B sollte grundsätzlich eine antivirale Therapie erwogen werden. Dies gilt insbesondere bei hohen Vermehrungsraten der Viren (Replikationsrate), hoher entzündlicher Aktivität (erhöhte Transaminasenwerte) und bereits erkennbarer Leberschädigung (Fibrose, Zirrhose). Ziel der Therapie ist es, die Virusmenge im Blut dauerhaft unter die Nachweisgrenze zu senken. Da die Hepatitis-B-Viren ihre Erbinformation an das Erbgut der Leberzellen weitergeben, verbleibt das Erbgut des Virus in der Zelle und verhindert so das völlige Verschwinden des Virus. Bei Störungen des Immunsystems kann es zu einer erneuten Aktivierung der Erkrankung kommen.Für eine chronische Hepatitis B stehen zwei Medikamentenklassen zur Verfügung:
- pegyliertes Interferon (Peginterferon α): Interferone (Injektionen) regen das Immunsystem an, effektiver gegen das Virus anzukämpfen.
- Nukleosid- bzw. Nukleotidanaloga: antiviral wirkende Substanzen (Tabletten). Diese verhindern die Vermehrung des Virus.
Welche Therapie für welchen Patienten geeignet ist und wie lange ein Medikament eingenommen werden muss, kann von Fall zu Fall sehr unterschiedlich sein, d. h. der/die behandelnde Arzt/behandelnde Ärztin wird individuell entscheiden, welche Therapie notwendig ist.
Nähere Informationen zu den hier beschriebenen Therapieoptionen erhalten Sie bei Ihrem Arzt/Ihrer Ärztin.