Steckbrief
Diphtherie ist eine bakterielle Infektionskrankheit, die klassischerweise durch das toxinbildende (giftstoffbildende) Bakterium Corynebacterium (C.) diphtheriae verursacht wird. Das Spektrum der Diphtherie-Erkrankung kann von einer symptomlosen (asymptomatischen) bakteriellen Besiedlung der Haut oder Schleimhaut bis hin zu lebensbedrohlichen Symptomen reichen. Die wichtigste vorbeugende Maßnahme gegen Diphtherie ist die prophylaktische Impfung gegen das Diphtherie-Toxin, kurz DT. Was genau das bedeutet und was Sie darüber hinaus über Diphtherie wissen sollten, lesen Sie hier!
- Diphtherie - was ist das?
-
Diphtherie - was ist das?
Diphtherie wird in der Regel durch das giftstoffbildende Bakterium C. diphtheriae verursacht. Abhängig davon, wo genau die Bakterieninfektion lokalisiert ist, wird zwischen respiratorischer Diphtherie (Diphtherie der Atemwege) und Hautdiphtherie unterschieden. Die respiratorische Diphtherie umfasst Infektionen mit C. diphtheriae in den folgenden Bereichen der Atemwege: Schlund, Rachen (Pharynx), Mandeln (Tonsillen), Kehlkopf (Larynx) und Nase. Die Erkrankungen in diesen unterschiedlichen Bereichen können auch ineinander übergehen.
In sehr seltenen Fällen kann der Diphtherie-Erreger auch Schleimhäute außerhalb der Atemwege infizieren.
Welche Auswirkungen kann das Diphtherie-Toxin haben?
Manche C. diphtheriae-Stämme bilden ein Gift, das sogenannte Diphtherie-Toxin (DT). Das DT führt im Körper dazu, dass die infizierten Zellen absterben. Die klassische Rachendiphtherie geht anfangs u. a. mit Halsschmerzen, erhöhter Temperatur und Schluckbeschwerden einher. Außerdem können sich Beläge im Rachenbereich ausbilden, die auch als Pseudomembranen bezeichnet werden. Diese können so ausgeprägt sein, dass es zum Ersticken kommen kann: Etwa 5 – 10 % der an respiratorischer Diphtherie Erkrankten versterben daran. So wurde die hochansteckende bakterielle Infektionskrankheit auch als „Würgeengel“ bezeichnet. Bei Kindern unter 5 Jahren und bei Erwachsenen über 40 Jahren verläuft die Erkrankung sogar in 20 – 40 % der Fälle tödlich.
Das DT kann sich aber auch über den Blutweg ausbreiten und dadurch eine sogenannte toxische Diphtherie mit schweren systemischen Symptomen auslösen. Die häufigsten systemischen Folgen können eine Herzmuskelentzündung (Myokarditis) und eine Nervenentzündung (demyelinisierende periphere Neuritis) sein. Die Impfung gegen das Diphtherie-Toxin kann dem Ausbrechen der Erkrankung an Diphtherie vorbeugen.
- Verbreitung und Ansteckung
-
Verbreitung und Ansteckung
Das Vorkommen ist weltweit sehr unterschiedlich
Weltweit ist die Zahl der Diphtherie-Erkrankungen mit Einführung der Impfung gegen Diphtherie allein im Zeitraum von 1980 bis 2010 um über 90 % gesunken. Trotzdem ist die Diphtherie nach wie vor in vielen Ländern Afrikas, Asiens, des Südpazifiks und Osteuropas weit verbreitet. So kam es beispielsweise in Laos, Indonesien und Thailand seit 2011 zu größeren Diphtherie-Ausbrüchen. Insgesamt etwa 16.600 Diphtherie-Fälle wurden im Jahr 2018 aus 39 Ländern weltweit gemeldet; die meisten davon aus Indien (8.788), dem Jemen (2.609), Nigeria (1.807) und Indonesien (1.026).
Wie sieht die Situation in Deutschland aus?
Hierzulande sind kontinuierlich über 95 % der Kinder gegen Diphtherie geimpft. Davon profitieren – durch den sogenannten Herdenschutzeffekt – auch Erwachsene, deren Impfung nicht wie empfohlen aufgefrischt wurde. So erhielten nur knapp die Hälfte der Erwachsenen eine Auffrischimpfung gegen Diphtherie. Insgesamt wurden im Jahr 2021 deutschlandweit nur 9 Diphtherie-Erkrankungsfälle gemeldet. Damit hat sich die Fallzahl gegenüber dem Vorjahr beinahe halbiert: 2020 waren noch 16 Diphtherie-Fälle gemeldet worden.
Obwohl nur noch wenige Menschen in Deutschland an Diphtherie erkranken, sollte man sich zum eigenen Schutz und zur Aufrechterhaltung des Gemeinschaftsschutzes in der Bevölkerung weiterhin gegen Diphtherie impfen lassen. Darum sollte der Impfstatus vor Reisen in Infektionsgebiete überprüft und die Impfung ggf. aktualisiert werden. Menschen, die noch keine Impfung gegen Diphtherie bekommen haben, sollten eine Reise in Infektionsgebiete frühestens nach der 2. Diphtherie-Impfung antreten, so die Empfehlung der Ständigen Impfkommission am Robert Koch-Institut (STIKO). Das Auswärtige Amt legt in seinen Reisewarnungen z. B. für den Jemen nahe, vor Reisen den eigenen Impfstatus sowie den Impfstatus von Kindern zu überprüfen und gegebenenfalls zu ergänzen.
Wie wird der Erreger übertragen?
Die Übertragung des Diphtherie-Krankheitserregers C. diphtheriae erfolgt in der Regel von Mensch zu Mensch durch
- Tröpfcheninfektion bei bakteriellem Befall der Atemwege (respiratorische Diphtherie),
- direkten Kontakt mit infizierten Hautarealen (Hautdiphtherie-Läsionen),
- oder infektiöse Ausscheidungen.
Darüber hinaus ist in seltenen Fällen für bestimmte Diphtherie-Erregertypen (C. ulcerans und C. pseudotuberculosis) auch eine Übertragung vom Tier auf den Menschen möglich.
Wo besteht Ansteckungsgefahr?
Die Ansteckung mit den giftbildenden (toxigenen) C. diphtheriae-Stämmen erfolgt vorrangig während Auslandsaufenthalten oder durch Kontakt zu Menschen aus Endemiegebieten. Infektionen mit Diphtherie-Bakterienstämmen, die zu Wundinfektionen und Blutvergiftungen (Sepsis) führen können, treten in Deutschland hauptsächlich in Verbindung mit Risikofaktoren wie Drogenabhängigkeit und Obdachlosigkeit auf.
Der Diphtherie-Erreger C. ulcerans wird hierzulande meist von Hauskatzen und Hunden auf den Menschen übertragen. Das Bakterium C. pseudotuberculosis infiziert natürlicherweise Schafe und Ziegen. Zu einer Übertragung auf den Menschen kommt es sehr selten und meistens im Rahmen einer beruflichen Exposition.
Bei Diphtherie: hohe Ansteckungsgefahr
Erste Symptome treten in der Regel 2 – 5 Tage (selten bis zu 10 Tage) nach der Infektion auf. Wer sich mit dem Diphtherie-übertragenden Bakterium infiziert hat, ist grundsätzlich so lange ansteckend, wie der Erreger in Sekreten und Wunden nachweisbar ist. Unbehandelte Personen bleiben in der Regel ca. 2 – 4 Wochen lang ansteckend. Wird eine antibakterielle Behandlung eingeleitet, besteht etwa 2 – 4 Tage lang Ansteckungsgefahr.
Erkrankte werden in der Regel im Krankenhaus behandelt und zur Vermeidung von Ansteckungen zunächst isoliert. Jeder Diphtherie-Fall ist meldepflichtig und wird dem örtlichen Gesundheitsamt vom behandelnden Arzt bzw. der behandelnden Ärztin gemeldet.
- Symptome
-
Symptome
Wie kann sich eine Diphtherie der Atemwege äußern?
Erste Symptome der Tonsillen- und Rachendiphtherie sind Halsschmerzen, erhöhte Temperatur bis 39°C und Schluckbeschwerden. Im Verlauf der Erkrankung kommt es zu Heiserkeit, Atemgeräuschen durch Verengung der Luftwege, Gaumensegellähmung und Lymphknotenschwellung. Typisch ist eine Rachenentzündung mit grau-weißen Belägen, die sich bis zum Kehlkopf ausbreiten kann. Im Mund bildet sich typischerweise außerdem ein süßlicher Geruch. Die Schwellung im Bereich des Halses kann zu Schluckbeschwerden und Atemwegsverengungen bis hin zum Ersticken führen. Daher wurde die hochansteckende bakterielle Infektionskrankheit auch als „Würgeengel“ bezeichnet. Die toxische Wirkung des Diphtherie-Bakteriums kann zudem schwere Komplikationen wie Kreislaufversagen, Herzmuskelentzündungen und Nerven-Lähmungen auslösen.
- Behandlung
-
Behandlung
Wie wird eine Diphtherie der Atemwege behandelt?
Schon bei Verdacht auf eine Diphtherie ist eine sofortige spezielle Therapie besonders wichtig. Diese besteht aus der Gabe eines Antitoxins, also einer Art Gegengift, und einer zusätzlichen Antibiotikatherapie. Das Antitoxin dient der Neutralisierung des Diphtherie-Toxins in der Blutbahn und soll verhindern, dass die Erkrankung fortschreitet. Im Gegensatz dazu werden durch die Antibiotikum-Gabe die Bakterien bekämpft. Der Patient oder die Patientin wird in der Regel im Krankenhaus behandelt und überwacht.
Vorbeugen ist besser als Behandeln
Die wichtigste vorbeugende Maßnahme gegen Diphtherie ist die prophylaktische Impfung gegen das Diphtherie-Toxin (DT). Jede:r, der oder die nicht über einen aktuellen Impfschutz gegen Diphtherie verfügt, sollte gegen Diphtherie geimpft werden. Doch was versteht man unter aktuellem Impfschutz? Dieser besteht nur dann, wenn eine vollständige Grundimmunisierung und eine Auffrischimpfung in den letzten 5 – 10 Jahren erfolgt ist.
- Fakten
-
Fakten
Fakten zur Diphtherie
- Die Kehlkopfdiphtherie tritt besonders häufig bei Kindern auf und kann durch eine Verengung der Luftwege zum Erstickungstod führen. Dies trug der Krankheit den Namen „Würgeengel der Kinder“ ein.
Eine Diphtherie-Infektion erzeugt keine langanhaltende Immunität. Nach vollständiger Genesung sollte daher, je nach dokumentiertem Impfstatus, eine Grund- bzw. Erstimmunisierung begonnen bzw. abgeschlossen werden oder eine Auffrischimpfung gegeben werden, wenn die letzte Impfung länger als 12 Monate zurückliegt.
Weltweit ist die Zahl der Diphtherie-bedingten Todesfälle durch die Impfung erheblich zurückgegangen. In einigen Teilen der Welt jedoch z. B. Äthiopien, Indien, Jemen) ist die Diphtherie immer noch eine große gesundheitliche Herausforderung. Vor Reisen in Diphtherie-Risikogebiete wird empfohlen, den Impfstatus zu überprüfen und die Diphtherie-Impfung ggf. zu aktualisieren.
- Während der Impfstatus bei Kindern im Allgemeinen gut ist, verfügt etwa nur die Hälfte der Erwachsenen in Deutschland über einen ausreichenden Diphtherie-Impfschutz.
- Impfung
-
Impfung
Wie wird geimpft?
Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt, dass alle Säuglinge und Kleinkinder durch Gabe von insgesamt 3 Impfstoffdosen gegen Diphtherie geimpft (grundimmunisiert) werden.
- Die erste Impfung findet im Alter von 2 Monaten statt.
- Die 2. Impfung bekommen Säuglinge im Alter von 4 Monaten, möglichst im Rahmen der U4 Früherkennungsuntersuchung.
- Im Abstand von mindesten 6 Monaten erfolgt die 3. Impfung im Rahmen der U6 Früherkennungsuntersuchung im Alter von 11 Monaten.
- Frühgeborene Säuglinge bekommen noch eine zusätzliche Impfung im Alter von 3 Monaten.
Dabei rät die STIKO zum Einsatz von Kombinationsimpfstoffen wie z. B. 6-fach-Impfstoffen gegen Diphtherie, Tetanus (Wundstarrkrampf), Keuchhusten (Pertussis), Hepatitis B, Kinderlähmung (Poliomyelitis; Kurzform: Polio) und durch Haemophilus influenzae Typ b (Hib) verursachte Erkrankungen. Danach sollten jeweils Auffrischimpfungen bei Kindern im Alter von 5 – 6 Jahren und bei Kindern und Jugendlichen im Alter von 9 – 16 Jahren erfolgen. Die Auffrischimpfungen können mit den Terminen für die U9 und U11 Früherkennungsuntersuchung für Kinder bzw. der Jugendgesundheitsuntersuchung J1 für Jugendliche sowie der Schuleingangsuntersuchung und den Schuluntersuchungen kombiniert werden. Die Impfung sollte von da an alle 10 Jahre aufgefrischt werden. Für die Auffrischung der Diphtherie-Impfung empfiehlt die STIKO ebenfalls Kombinationsimpfstoffe.
Was bezahlt die Krankenkasse?
Die Krankenkassen übernehmen in der Regel die Kosten für die Impfung.
-
Mehr zum Thema
Zur Website des Robert Koch-Instituts mit Bezug auf die Impfung gegen Diphtherie geht es hier*.
Das Robert Koch-Institut beantwortet außerdem auf seiner Website hier* häufig gestellte Fragen und kritische Einwände zu Infektionskrankheiten.
*Die hier zur Verfügung gestellten aktuellen Meldungen verweisen auf unabhängige Informationsquellen und stellen nicht notwendigerweise die Meinung von MSD dar.