Die Hepatitis C wird durch das Hepatitis-C-Virus (HCV) verursacht und ist in verschiedenen Varianten (Genotypen) weltweit verbreitet.
Entdeckung des Hepatitis-C-Virus
Weniger als 10 Jahre nach der Entdeckung des Hepatitis-A-Virus im Jahre 1965 wurde 1974 das Hepatitis-B-Virus identifiziert. Anschließend wurden Blutspender routinemäßig auf beide Viren getestet, um Empfänger von Blutprodukten vor Infektionen durch diese Viren zu schützen. Dennoch traten weitere, in ihrer Ursache zunächst ungeklärte (als Non-A/Non-B bezeichnete) Hepatitisfälle auf. Erstmals 1988 konnte mit Hilfe gentechnologischer Methoden das Hepatitis-C-Virus als Verursacher dieser Hepatitisfälle identifiziert werden. Heute sind sieben verschiedene Typen des Hepatitis-C-Virus (Genotypen) mit über 67 Subtypen bekannt.
- Verbreitung und Häufigkeit
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Verbreitung und Häufigkeit
Weltweit sind nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) etwa 71 Millionen chronisch mit dem Hepatitis-C-Virus infiziert - das entspricht etwa 1 % der Weltbevölkerung. Am weitesten verbreitet weltweit ist der HCV-Genotyp 1.
In Deutschland konnten bei etwa 0,3 % der Bevölkerung bestimmte Antikörper gegen das Hepatitis-C-Virus im Blut nachgewiesen werden, was auf eine chronische oder eine überstandene akute Infektion schließen lässt. Damit zählt Deutschland zu den Ländern, in denen die Hepatitis C vergleichsweise selten vorkommt.Hepatitis C ist meldepflichtig
Die Häufigkeit der Hepatitis C und anderer meldepflichtiger Infektionen in Deutschland überwacht das Robert Koch-Institut (RKI) in Berlin. Seit 2005 ist die Zahl der neu diagnostizierten Hepatitis-C-Fälle von Jahr zu Jahr rückläufig.Hepatitis C - ein „lautloser Killer“
Da sich bei vielen Patienten, die chronisch mit Hepatitis C infiziert sind, über Jahre hinweg keine bzw. nur leichte Symptome zeigen und diese selbst dann nicht bemerkt werden, wenn die Leber bereits Schaden genommen hat, bleibt die Erkrankung häufig unentdeckt und damit unbehandelt. Bis zu 85 % der Menschen, die sich mit dem Hepatitis-C-Virus infiziert haben, entwickeln eine chronische Infektion. Mögliche schwerwiegende Spätfolgen der chronischen Hepatitis C sind Leberzirrhose und Leberkrebs. Damit steigt das Risiko, irgendwann auf eine Lebertransplantation angewiesen zu sein. - Übertragung
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Übertragung
Das Hepatitis-C-Virus wird hauptsächlich von Blut zu Blut übertragen. Auch wenn das Hepatitis-C-Virus in Körperflüssigkeiten in geringer Konzentration nachgewiesen werden konnte, stellt eine Ansteckung durch den Kontakt mit Körperflüssigkeiten kein Risiko dar.
- Vorbeugung
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Vorbeugung
Impfstoffe, die vor einer Hepatitis-C-Infektion schützen könnten, befinden sich derzeit noch in der Entwicklung.
Vorbeugend sollten alle Schutzmaßnahmen angewendet werden, die eine Infektion durch Blut-zu-Blut Kontakte verhindern.Folgendes sollte z. B. unbedingt vermieden werden:
- gemeinsamer Spritzengebrauch beispielsweise bei intravenösem Drogenkonsum,
- die gemeinsame Benutzung von Nagelscheren, Rasiermessern und Zahnbürsten.
- Risikogruppen
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Risikogruppen
Zu den größten Risikogruppen zählen z. B.:
- Männer, die Sex mit Männern haben
- Personen mit intravenösem Drogengebrauch, die mit anderen die Spritzen teilen oder teilten. Auch bei geschnupften Drogen ist das Infektionsrisiko erhöht, wenn Utensilien gemeinsam verwendet werden,
- Empfänger von Blut und Blutprodukten (vor 1992), Transplantatempfänger, Hämodialyse-Patienten,
- Haushaltsangehörige bzw. Sexualpartner HCV-Infizierter,
- Kinder HCV-positiver Mütter,
- Personen mit Migrationshintergrund aus Regionen mit erhöhter HCV-Infektionsrate,
- medizinisches Personal.
Die Ansteckung durch andere Körperflüssigkeiten (Speichel, Schweiß, Sperma, Tränen) ist in der Regel sehr unwahrscheinlich. Theoretisch kann eine Mutter das Virus beim Stillen auf ihr Kind übertragen. Bislang wurde ein solcher Fall jedoch nicht nachgewiesen. Unklar ist momentan noch, welche Rolle z. B. Tätowierungen und Piercing, die in der Regel von nichtmedizinischem Personal durchgeführt werden, bei der Übertragung des Hepatitis-C-Virus spielen.
- Symptome
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Symptome
Die Inkubationszeit - d. h. die Zeit von der Infektion bis zum Auftreten der ersten Symptome - beträgt meist 7 bis 8 Wochen. Bei etwa drei Viertel der Personen in der akuten Phase der Hepatitis C treten keinerlei Symptome oder meist nur unspezifische Beschwerden wie zum Beispiel grippeähnliche Symptome auf.
Klinisch sichtbare Verläufe mit Ikterus („Gelbsucht“) und erhöhten Werten bestimmter Leberenzyme (Transaminasen) im Blut sind seltener. Schwere (fulminante) Verläufe sind sehr selten.
Nach einem halben Jahr geht die akute Hepatitis C in die chronische Form über. Auch die chronische Hepatitis-C-Infektion ist gekennzeichnet durch wenig charakteristische Symptome und verläuft häufig sehr mild.Zu den Symptomen der chronischen Hepatitis-C-Infektion zählen u.a.:
- Müdigkeit, Oberbauchbeschwerden und eine nachlassende Leistungsfähigkeit, bei manchen Patienten auch Juckreiz oder Gelenkbeschwerden,
- Untersuchungen des Blutes ergeben typischerweise schwankende Leberenzymwerte (Transaminasen),
- einige Patienten entwickeln eine Depression, vermutlich als Folge der Auswirkungen der Infektion auf das Gehirn auch unabhängig von einer Therapie.
Zu weiteren Begleiterkrankungen, die die Leber betreffen, sogenannte extrahepatische Manifestationen, der chronischen Hepatitis C zählen u.a.:
- Störungen des Hormonhaushalts (Diabetes mellitus, Schilddrüsenerkrankungen),
- rheumatische Erkrankungen (u. a. Gelenkbeschwerden, Gefäßentzündungen),
- Erkrankungen der Niere, des blutbildenden Systems und der Haut.
- Die Leberzirrhose - Spätfolge der chronischen Hepatitis C
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Eine der bekanntesten Spätfolgen der Hepatitis C ist die Leberzirrhose. Innerhalb von 20 Jahren Krankheitsdauer entwickeln zwischen 16 bis 20 % der Betroffenen diese Spätfolge. Im Vorstadium der Zirrhose, der Leberfibrose, werden abgestorbene Leberzellen durch Bindegewebe ersetzt. Die Läppchenstruktur der Leber und die sie durchziehenden Blutgefäße bleiben zunächst noch davon unbeeinflusst.
Bleibt die chronische Lebererkrankung bestehen, entwickelt sich in der Folge davon die Leberzirrhose. Durch die Bildung knotiger Veränderungen, von Narben und durch die zunehmende Zerstörung der Leberzellstruktur büßt die Leber mehr und mehr ihre Fähigkeit ein, ihre Funktionen zu erhalten. In Abhängigkeit vom Schweregrad der Zirrhose kann es zu Komplikationen wie der Ansammlung von Flüssigkeit in der Bauchhöhle oder Magen-Darm-Blutungen kommen.
Etwa 2 - 4 % der Patienten mit einer Leberzirrhose erkranken pro Jahr an Leberkrebs (hepatozelluläres Karzinom).Infektion der Leberzelle durch das Hepatitis-C-Virus
- Diagnose
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Diagnose
Erster Schritt im Rahmen der Labordiagnostik bei Verdacht auf eine chronische Hepatitis C ist der Test auf Antikörper gegen das Virus im Blut. Fällt er positiv aus, kann die Diagnose durch den Nachweis des Erbmaterials des Virus – der HCV-RNA – im Blut gesichert werden.
Bei Verdacht auf eine akute Hepatitis erfolgt dies sofort, da die Antikörper erst 7 bis 8 Wochen nach der Infektion im Blut nachweisbar sind.In der Regel zählen folgende Untersuchungen zur Erstdiagnose:
- Abfragen der Patientengeschichte (Anamnese),
- körperliche Untersuchung,
- Tests auf eine Hepatitis A- oder B- sowie auf eine HIV-Infektion (mit Einwilligung des Patienten),
- Labor-Basistests,
- Ultraschalluntersuchung des Oberbauchs.
Zur Planung und Durchführung der Behandlung wird der HCV-Genotyp bestimmt. Dadurch lässt sich die jeweils geeignete Therapie auswählen.
Möglicherweise wird der/die behandelnde Arzt/Ärztin die Entnahme von Lebergewebe (Leberbiopsie) empfehlen, um sich Klarheit über den Grad der Leberschädigung zu machen. Informationen hierzu erhalten Sie von Ihrem Arzt/Ihrer Ärztin, falls ein solches Verfahren durchgeführt werden sollte.
- Therapie
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Bei Patienten mit chronischer Hepatitis C besteht grundsätzlich eine Indikation zur Therapie. Mit steigendem Alter der Patienten und dem Fortschreiten der Fibrose sinken zunehmend die Chancen auf eine Heilung für den Patienten.
Ziel einer Behandlung ist es, das Virus dauerhaft aus dem Körper zu eliminieren. Aus medizinischer Sicht gilt ein Patient als geheilt, wenn 3 Monate nach Beendigung der Therapie keine Viren mehr im Blut nachweisbar sind. Man spricht dann von einem dauerhaften virologischen Ansprechen (engl.: Sustained Virologic Response, SVR). Spätfolgen wie Zirrhose, die Entwicklung eines Karzinoms und Erkrankungen, die nicht direkt die Leber betreffen (z. B. hormonelle Störungen) sollen durch die Eliminierung des Virus verhindert werden.Zur Therapie der chronischen Hepatitis C stehen derzeit folgende Substanzklassen zur Verfügung:
Konservative Substanzen
- Ribavirin: als Kombinationspartner mit direkt wirkenden antiviralen Substanzen. Ein synthetisch hergestelltes Molekül, das sich in Laboruntersuchungen gegenüber verschiedenen Viren als wirksam erwiesen hat.
Direkt wirkende antivirale Substanzen
- Proteasehemmer: hemmen spezifisch die Funktion der viralen Protease und verhindern dadurch die Bildung neuer voll funktionsfähiger Viren.
- Polymerasehemmer: hemmen spezifisch die Funktion der viralen Polymerase und verhindern dadurch die Bildung neuer voll funktionsfähiger Viren.
- Replikationskomplexhemmer: hemmen spezifisch die Vervielfältigung des Virus.
Die bis zum Jahr 2010 zur Verfügung stehenden Therapie-Optionen für Patienten mit einer Hepatitis-C-Infektion der Genotypen 1 - 4 beinhalteten pegyliertes Interferon-alfa und Ribavirin. Mit der Entwicklung direkt wirkender antiviraler Substanzen und deren Zulassung in Deutschland 2011 standen zum ersten Mal spezifisch wirkende Substanzen in der Therapie zur Verfügung. Direkt wirkende antivirale Substanzen greifen an spezifischen Stellen in den Vermehrungszyklus der Viren ein und verhindern oder reduzieren so die Bildung neuer Viren. Je nach Wirkungsort spricht man z. B. von Proteasehemmern. Die sogenannten Proteasehemmer führten bei Patienten mit einer Hepatitis-C-Infektion vom Genotyp 1 erstmals zu deutlich höheren Heilungsraten als die bis dahin übliche Therapie mit Peginterferonen und Ribavirin.
Heute stehen für die Behandlung der Hepatitis C unterschiedliche Behandlungsregime zur Verfügung, die teils für einzelne Genotypen, teils für alle Genotypen der Hepatitis C zugelassen sind.
Nicht jedes Medikament kann für jeden Infektionstyp eingesetzt werden, der Genotyp des Hepatitis-C-Virus bestimmt das Medikament, den Kombinationspartner (Peginterferon und/oder Ribavirin; andere antiviral wirkende Medikamente) und die Therapiedauer.
Weitergehende Informationen zu derzeit verfügbaren Therapieoptionen erhalten Sie von Ihrem Arzt/Ihrer Ärztin.
Infektion der Leberzelle durch das Hepatitis-C-Virus
- Das Hepatitis-C-Virus (HCV) heftet sich von außen an die Rezeptoren auf der Leberzelle an und dringt in die Zelle ein.
- Die Erbsubstanz des Hepatitis-C-Virus, die sog. RNA, wird in der Leberzelle freigesetzt (sog. Uncoating). Aus der Information der Erbsubstanz des Virus werden von der Leberzelle durch sog. Translation neue Eiweiße des Virus (Polyproteine) gebildet. Diese werden durch "Eiweiß-Scheren" (sog. Proteasen) in kleinere Teilproteine gespalten. Gleichzeitig wird die Erbsubstanz des Virus vermehrt.
- Aus den neu gebildeten Eiweißen des Virus und der Erbsubstanz entstehen neue Viren.
- Die neuen Viren werden von den infizierten Leberzellen freigegeben. Die frei gewordenen Viren befallen neue, benachbarte Zellen. Der Kreislauf der Virus-Vermehrung beginnt von neuem.