Welche Chancen und Risiken sind mit einer Kinderwunschbehandlung verbunden?
Die Reproduktionsmedizin ist heute in der Lage, vielen Paaren ihren Wunsch nach eigenen Kindern zu erfüllen. Die Erfolgschancen hängen jedoch von mehreren Faktoren ab. Besonders wichtig sind dabei eine genaue Diagnostik und eine individuell abgestimmte Therapie.
- Die Chancen
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Die Chancen
„Wie hoch sind denn unsere Chancen?“ Es ist nur allzu verständlich, dass gerade diese Frage Sie vor allem jetzt bewegt.
Hier ein paar Zahlen:
Die Auswertung des deutschen IVF-Registers für das Jahr 2014 ergab eine Schwangerschaftsrate pro Embryotransfer von 32,69 % bei der In-vitro-Fertilisation (IVF) und 30,76 % bei der intrazytoplasmatischen Spermieninjektion (ICSI).
Die durchschnittliche Geburtenrate pro Behandlungszyklus liegt für IVF und ICSI bei ca. 15-20 %.
Mit der Zahl der Behandlungszyklen pro Patientin steigt rein statistisch die Chance, schwanger zu werden, an. Und damit kommen wir zu weiteren, für Sie eigentlich interessanteren Zahlen: Nach sechs Behandlungszyklen kann die Schwangerschaftsrate durch eine ICSI bei bis zu 60 % liegen.
Solche Zahlen liefern allerdings nur Anhaltspunkte. Die individuellen Chancen bei einer Kinderwunschbehandlung sind jedoch von vielen Faktoren abhängig, wie vom Alter des Paares und der Ursache der Kinderlosigkeit. Daher ist es äußerst wichtig, die eigenen Erfolgsaussichten ausführlich mit Ihrem behandelnden Arzt zu besprechen.
- Die Risiken
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Die Risiken
Jeder Eingriff in den menschlichen Körper ist mit Chancen wie auch mit Risiken verbunden – so auch bei der Kinderwunschbehandlung. Diese sollten Sie kennen, wenn Sie sich zu diesem Schritt entschließen. Vor der Behandlung wird Sie Ihr Arzt daher genau über mögliche Risiken informieren. Hier finden Sie einen kurzen Überblick, welcher jedoch keinen Anspruch auf Vollständigkeit hat.
Eileiterschwangerschaft
Mit der Übertragung von mehreren Embryonen steigt auch das Risiko für eine Eileiterschwangerschaft (Extrauteringravidität). Aber auch das Alter der Frau spielt eine Rolle, da die Eileiter im Laufe der Jahre durch beispielsweise Infektionen beeinträchtigt sein können.
Ovarielles Hyperstimulationssyndrom (OHSS)
Ziel einer Stimulation bei der Kinderwunschbehandlung ist es, mehrere Eizellen zu gewinnen. Diese hormonelle Stimulation kann allerdings in seltenen Fällen zum sogenannten ovariellen Hyperstimulationssyndrom (OHSS) führen. Bei dieser Komplikation produzieren die Eierstöcke sehr viele und große Eibläschen.Dies kann unter anderem zu einem aufgeblähten Bauch durch Ansammlung von Bauchwasser, Übelkeit, Erbrechen, Schmerzen oder Atemnot führen. In diesem Fall sollte der behandelnde Arzt sofort verständigt werden. In schwerwiegenden Fällen kann eine stationäre Versorgung erforderlich sein.
Mittels einer sorgfältigen Überwachung durch Spezialisten für Kinderwunschbehandlung lässt sich das Risiko eines OHSS weitgehend senken, aber nicht gänzlich ausschließen.
Follikelpunktion
Jede Follikelpunktion ist ein operativer Eingriff mit entsprechenden Risiken. In seltenen Fällen kann es bei der ultraschallgeführten Follikelpunktion zu Verletzungen der Nachbarorgane oder Blutungen kommen.
Mehrlingsschwangerschaften
In Deutschland dürfen nur maximal drei Embryonen pro Behandlungszyklus übertragen werden. Auch wenn die Übertragung mehrerer Embryonen die Schwangerschaftschance erhöht, so steigt auch die Rate der Mehrlingsschwangerschaften. So kommt es nach einer IVF/ICSI-Behandlung in ca. 19 % der Fälle zu Zwillings- und in ca. 1 % zu Drillingsschwangerschaften. Mehrlingsschwangerschaften sind generell mit einem höheren Risiko für Mutter und Kinder verbunden.
Fehlgeburt / Fehlbildungen
Wie bei allen Schwangerschaften lässt sich das Risiko eines genetischen bzw. angeborenen Defektes oder einer Fehlgeburt nie ganz ausschließen. Die Rate der Fehlgeburten liegt bei Kinderwunschbehandlungen bei etwa 20 %.
Nach einer natürlichen Befruchtung treten bei ungefähr jeder 15. Schwangerschaft kindliche Fehlbildungen auf und nach künstlicher Befruchtung bei etwa jeder zwölften. Man muss allerdings bedenken, dass das Durchschnittsalter bei Schwangeren mit Kinderwunschbehandlung meist höher ist als bei Frauen, die natürlich schwanger werden.